Alles selbstverständlich? – Jo Bergers Buchzitate
Das zweite der wöchentlichen Buchzitate ist online
Textauszug aus dem Roman
War das zu viel verlangt? Sie wollte doch nur gefragt werden. So richtig romantisch mit Ring und Kerzenschein und all dem Zeug.
Juliane unterbrach das Tippen, nahm seufzend ihre Brille von der Nase und streckte sich. Mit einer Hand massierte sie ihren Nacken mit sanftem Druck, in der Hoffnung, das Ziehen an den Schläfen würde sich auf diese Art vertreiben lassen. Dabei schloss sie die Augen und senkte den Kopf auf die Brust. Das tat verdammt gut.
Dieser Morgen kam daher wie jeder Morgen: am gegenüberliegenden Ende des geräumigen Büros trommelte Ulrike in gleichmäßiger Geschwindigkeit auf die Tastatur, das Radio dudelte dezent vor sich hin, und vom Spielplatz schräg gegenüber drang gedämpftes Kinderlachen zu ihr hinauf.
Allmählich ließ das Ziehen nach. Erleichtert rückte sie ihren Zopf zurecht, stand auf und öffnete das Fenster. Sofort schob sich ein Hauch warmen Augustwindes in das Büro.
Eine Weile versank Juliane in dem friedvollen Anblick der spielenden Kinder und fragte sich, wie es wäre, selbst auf einer dieser Bänke zu sitzen und ihren eigenen Kindern beim Spiel zuzusehen. Vor Freude jauchzende, dunkelhaarige Mädchen mit glänzenden Augen. Winzige Patschehändchen, die sich um ihren Hals schmiegten, Haarflusen, die sie in der Nase kitzelten, und deren einzigartigen Duft sie in sich einsaugen konnte. Zwei kleine Simonmädchen mit stahlblauen Augen. Sie spürte etwas, das sich anfühlte wie Sehnsucht.
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Habt eine schöne Zeit.
Eure Jo Berger