Happy in love

»Sag niemals nie«

 

Liebesroman 2021 HAPPY in Love with a Highland Dad Jo Berger

Eine verrückte Lage, in die ich da geraten bin. Aber das ist typisch für mich. In Katastrophen schlittern kann ich echt gut.

Liebe? Große Gefühle? Romantik? Herzklopfen? Offenbar nicht mein Ding. Der richtige Mann für mich müsste erst noch gebacken werden. Doch meine Freundin Liv meint, es gäbe für jeden Topf einen Deckel. Sogar für mich.
Das bezweifle ich stark, denn ich bin nicht der Typ Frau, auf den die Kerle abfahren. Ich bin nicht besonders groß, habe kleine Brüste, einen Beruf, der viele Männer abschreckt, und trinke lieber Bier als Champagner. Liv ist nicht nur das optische Gegenteil von mir, sie steht auch auf Typen, die ich niemals an mich heranlassen würde. Wie zum Beispiel selbstverliebte Machos oder arrogante Schlipsträger mit dem Status Chef.
Leider sind die meisten Männer, die noch zu haben sind, nichts für mich. Alleinerziehende Daddys zum Beispiel, denn ich kann mit Kindern nichts anfangen. Sie sind undicht, sabbern und machen Krach. Kleine Katzen sind okay.
Und dann fällt dieses Mädchen von der Kletterwand …
Vielleicht hätte ich ihr nicht helfen sollen, denn damit fängt mein Chaos erst so richtig an.
Genauer – mit Chad MacLean, dem Vater. Dunkle, leicht lockige Haare, sportliche Figur, faszinierend blaue Augen. Und ein überheblicher Idiot!
Ich muss absolut durchgeknallt sein!

Ein frecher, turbulenter und amüsanter Roman mit Feuer, Leidenschaft und tiefen Gefühlen.

Alle Romane von Jo Berger können unabhängig voneinander gelesen werden.
Keine Cliffhanger und garantierte Happy Ends.

 

Leseprobe

Liebesroman 2021

Mein Name ist Harper Day. Meine Freunde nennen mich Happy. Und das ist echt ein zynischer Schachzug des Schicksals. Happy Day? Auf den Tag warte ich schon seit Ewigkeiten, doch der lässt sich einfach nicht blicken.
»Guck nicht so düster, Happy. Es gibt für jeden Topf einen Deckel. Sogar für dich.« Meine Freundin Liv lehnt nach ihrer Joggingrunde im Sportoutfit am Küchentresen und nippt an ihrem Avocado-Kiwi-Smoothie.
Sie hat mir gerade von einem neuen Auftraggeber vorgeschwärmt. Gut aussehend, reich, Single, Inhaber der Firma DrakenSpears, Outdoorkleidung und mehr, wie sie erklärte. Bei der Gelegenheit hat sie sich nach meinem aktuellen Befriedigungsstatus bezüglich Männern erkundigt, und ich habe die These in den Raum gestellt, dass der richtige Mann für mich erst noch gezeugt werden müsse – und wenn er so weit wäre, mich final zu besteigen, bin ich zu alt.
Ich schlucke den letzten Bissen Toast mit Erdnussbutter runter und spüle mit Kaffee nach.
»Sogar für mich? Na, danke. Im Übrigen gibts für mich keinen Deckel. Ich habe zu viele Dellen, da passt keiner drauf.«
Insgeheim beneide ich Liv um ihre langen, glatten und glänzenden brünetten Haare. Sie sieht selbst nach einer schweißtreibenden Sporteinheit fantastisch aus. Ich sehe nach einer Stunde Sport aus wie Gollum, der einmal durch Gülle gekrault ist.
Liv ist Weiblichkeit pur. Ganz im Gegensatz zu mir. Meine roten Locken lassen sich kaum bändigen, deswegen habe ich sie bis vor einem Jahr raspelkurz getragen – war einfach praktischer.
Liv hat jedoch angemerkt, ich solle sie wachsen lassen, damit man mich überhaupt als Frau wahrnimmt. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Sehr nett, meine Freundin, nicht wahr? Zumindest ist sie ehrlich, das schätze ich an ihr. Also habe ich meine Haare wachsen lassen. Jetzt fallen sie mir bis auf die Schultern – und ständig in die Stirn.
Liv verdreht die Augen. »Harper Day!« Oha, wenn sie meinen vollen Namen sagt, ist sie nicht nur genervt, sie steht kurz vor der Resignation. »Du könntest endlich damit anfangen, etwas … weicher zu werden. Du bist echt wie die Axt im Wald … insbesondere, wenn Männer anwesend sind.«
»Jetzt fang nicht schon wieder damit an, Liv!« Ich greife in meiner Jeanstasche nach dem Stirnband und ziehe es auf.
»Dein Ernst?« Liv verschluckt sich beinahe an ihrem Smoothie.
»Klar, du sollst nicht schon wieder damit anf…«
»Das meine ich nicht.« Angewidert verzieht sie das Gesicht und deutet auf mein Stirnband. »Das meine ich! Den weißen Fetzen um deinen Kopf. Da ist ein Totenkopf drauf.«
»Ich weiß. Sieht cool aus, oder?«
»Du bist hoffnungslos verloren …« Sie trinkt den Smoothie aus, spült sogleich das Glas, trocknet es ab und stellt es zurück in den Schrank. Dann geht sie unter die Dusche.
So ist sie, meine Freundin. Sauber, ordentlich, gewissenhaft. Ich frage mich manchmal, warum ausgerechnet wir beide zusammengezogen sind. Vielleicht hat jede von uns das, was die andere nicht hat. Ich zum Beispiel habe ja schon Schwierigkeiten, das Wort Ordnung in meinen Sprachschatz zu integrieren. Außer natürlich, es handelt sich um meine Harley, die halte ich blitzsauber.
»Wenn ich verloren bin, kann ich mich wenigstens finden, falls ich mich suchen sollte!«, rufe ich ihr hinterher und bereite mir einen weiteren Toast mit Erdnussbutter und Marmelade zu.
Manche Dinge habe ich aus den USA beibehalten, als ich nach Schottland zurückgekommen bin. Wie zum Beispiel meine Vorliebe für dieses kalorienreiche Zeug. Danach kommen gleich Burritos und Whisky.
Ich setze mich auf unseren Mini-Balkon und lege die Füße aufs Geländer.
Unter mir geht Milly durch ihren Garten. Sie ist unsere Vermieterin. Eigentlich heißt sie Mildred, aber wir nennen sie Milly. Klingt zugegebenermaßen wie der Name einer Katze – Milly, Milly, Milly, komm, pusspusspuss –, aber Mildred ist eine coole alte Dame und findet das witzig.
Ihr Mann ist vor vielen Jahren gestorben, seitdem lebt sie allein. Kinder hatten sie keine. Sie sagt, wir – Liv und ich – wären wie Töchter, und wir halten das Haus jung. Sie hört sich ohne Klagen Aerosmith an, wenn ich mal die Musik aufdrehe, und findet es sogar gut. Das kann ich von ihrer klassischen Musik nicht behaupten, aber es gibt Schlimmeres, als den Sonntagvormittag mit Peer Gynts Morning Mood zu verbringen. Ich könnte schwören, Milly ist über achtzig Jahre alt, aber sie behauptet Stein und Bein, sie wäre nicht älter als siebzig – und das schon seit vielen Jahren. Milly hat Humor, allein ihre unzähligen Lachfalten machen sie sofort sympathisch. Liv und ich mögen sie, Milly mag uns auch. Wir helfen ihr, Wasserflaschen schleppen oder im Herbst das Laub zusammenrechen und auf den Kompost zu geben.
»Huhu, Happy!« Milly hat mich entdeckt und schwenkt ihre pinkfarbene Gießkanne. »Was isst du da?«
»Erdnussbuttertoast mit Marmelade.«
»Das ist verdammt ungesund, Kind.«
»Ich weiß, aber ich liebe das Zeug.«
Milly lacht und verschwindet aus meinem Sichtfeld.
Dann beiße ich ab. Fuck, schmeckt das gut!
Liv würde FUCK nicht mal denken. Sie ist eher die sanfte, sehr weibliche Diplomatin, ungemein bedacht in ihrer Wortwahl. Und sie hat eine fantastische Taille und große, feste Brüste.
Ich dagegen bin der raubeinige, leicht sarkastische Chaot fast ohne Taille und mit Brüsten, die mein Vater oft als »Zwei Erbsen auf ein Brett genagelt« bezeichnet hat. Gut, ganz so wenig habe ich nicht, Körbchengröße A. Ist das was? Definitiv, also bitte. Außerdem sind kleine Brüste praktisch, gerade beim Sport. Und das ist mir wichtig, denn ich verdiene mein Geld mit Sport.
Ich bin Bootcamp-Instructor. Zumindest war ich das bis vor Kurzem. Wenn ich trainiere, mache ich das ganz gerne bis über die Schmerzgrenze hinaus. So bin ich erzogen worden.
Tja, mein Vater hätte lieber einen Jungen gehabt, und ich habe mich angestrengt, ihm zu gefallen – und schließlich Spaß an Dingen wie hartes Training, Fischen, Motorrad fahren und reparieren gefunden. Das alles hat er mir beigebracht.
Für meine Ausbildung bin ich extra in die USA gereist, in die Nähe von Dallas. In ein riesiges Trainingsareal mit Unterkünften, Shops und sogar einem eigenen See für die Schwimmtrainings. Das Sealstrong-Camp gilt auch heute noch als härtestes Bootcamp der Welt, deshalb hatte mein Dad es für mich ausgesucht.
Wie recht er hatte, erfuhr ich am Tag nach meiner Ankunft. Achtundvierzig Stunden lang trainieren bis zur absoluten Erschöpfung. Ohne Pause, ohne Schlaf. Ich fand es klasse und war kurz davor, mich mit dem Toasterkabel an den Laternenmast zu binden, damit ich aufrecht stehen bleibe. Hart wollte ich werden. Auch weil ich verknallt war in Don, meinem damaligen Ausbilder.
Er war ein ehemaliger Military-Drill-Instructor wie aus dem Bilderbuch – mit der Stimmkraft eines brasilianischen Brüllaffen und dem Körper eines Gottes. Himmel, was war ich in den Typen verknallt. Leider hatte er eine Devise: Nie etwas mit den Grünschnäbeln anfangen.
Nach der zweijährigen Ausbildung habe ich einen Job in Schottland gefunden, etwas außerhalb meiner Heimatstadt Inverness, in der ich mit meinem Vater lebte und einen Großteil meiner Kindheit mit Nannys verbrachte. Kurz nach meiner Rückkehr ist Dad leider an Krebs gestorben, wie viele Jahre zuvor auch meine Mum. Er hatte nie aufgehört, sie zu lieben. Jetzt war er bei ihr. Eine Mum, die ich nur von Bildern kannte und an die ich mich nicht mehr erinnern konnte.
Tja, und mein neuer Job hat mich und Liv zusammengebracht. Wir haben uns im Bootcamp bei Inverness kennengelernt, wo ich seit zwei Jahren beschäftigt war. Ihre Firma – sie arbeitet bei einer Produktionsfirma für Werbespots – hatte einen Tag, den sogenannten Drillday, für die Mitarbeiter zur Teambildung gebucht. Mein Chef hatte statt einer Bezahlung einen dreiminütigen Werbespot erhalten. Ratet mal, wer nicht auf dem Filmchen war. Genau, ich.
Und das hatte seinen Grund. Kurz vor dem Training mit der Gruppe teilte mir mein Chef mit, er müsse Kosten sparen und leider diejenigen entlassen, die zuletzt ins Team kamen. ›Wie viele?‹, hatte ich wissen wollen. Antwort: Einer.
Und wer ist das gewesen? Richtig, ebenfalls ich.
Meine Wohnung konnte ich mir demnach nicht mehr leisten. Und ich würde meine geliebte Harley verkaufen müssen.
Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch verdonnerte ich meine letzte Gruppe drei Stunden lang zu Push-ups, Kraftübungen und Sit-ups mit einem mit 15 Kilo Ziegelsteinen gefüllten Rucksack.
Tja, und irgendwie fand Liv mich toll, wie sie sagte. Ich wäre so … anders als andere Frauen. In einer Pause erfuhr ich dann von ihr, dass sie eine Mitbewohnerin in Fort William suchte.
Das war vor einem halben Jahr, und meine Harley habe ich noch – zum Glück. Sie gibt mir ein Gefühl der Freiheit. Allerdings seltener, seit ich Geld sparen und mich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen muss. Die Suche nach einer Anstellung als Bootcamp-Instructor oder von mir aus auch als Trainerin in irgendeinem weichgespülten Fitnessstudio gestaltet sich echt schwer.
Heute Morgen habe ich zwei Absagen von drei Bewerbungen aus dem Briefkasten gezogen. Am Vortag waren es drei.
Seufzend stecke ich mir den halben Toast in den Mund und kaue. Es fühlt sich gut an, wenn der Mund mit Erdnussbutter, Marmelade und weichem Toast gefüllt ist. Aber … ist schwer zu kauen.
»Was machst du heute?« Liv steht in ein Handtuch gewickelt vor mir. In der Hand hält sie ein Fläschchen mit Nagellack.
»Eschen.«
»Was?«
Ich schlucke runter. »Essen.«
»Den ganzen Tag?«
Seufzend zucke ich mit den Schultern, erzähle ihr, dass ich heute Mittag einen Aushilfsjob in einem Erotikshop antrete.
»Wir haben so was in Fort William?!« Sie reißt die Augen auf.
»Mach dich locker, Barbie! Du tust ja gerade so, als hätte ich dir gesagt, ich würde heute mit ein paar Typen ins Stundenhotel gehen. Der Shop ist ziemlich versteckt in einer Seitenstraße am Ende der Innenstadt.«
Liv setzt sich neben mich und beginnt, ihre Zehennägel dunkelrot anzupinseln. »Happy arbeitet in einem Erotikshop …« Sie blickt auf. »Das passt so überhaupt nicht zu dir.«
»Kellnern und Regale einräumen auch nicht.«
»Hm, das stimmt allerdings. Was machen die Bewerbungen?«
»Zwei Absagen. Auf die Antwort von dem Camp bei Fort Augustus warte ich noch.«
»Hattest du da nicht dein Vorstellungsgespräch vor ein paar Tagen?«
»Mhm, ja. Vor drei. Ach, nein, vier Tage ist es schon her.«
»Das wäre ideal, oder? Ist gar nicht so weit weg. Richtung Inverness?«
Ich nicke nachdenklich. Bekäme ich den Job, müsste ich nicht wegziehen. Zwar würde ich fast eine Stunde dorthin fahren müssen und die gleiche Zeit wieder zurück, aber ein langer Weg wäre mir lieber, als von hier fortzugehen

Liebesroman 2021 Happy

Amüsiert nehme ich das schwere Atmen der Reporterin an meiner Seite wahr, die jetzt hinter mir die mit Moos bewachsenen Steinstufen hinuntergeht.
Es ist Nachmittag. Ich habe noch eine Stunde Zeit, bis ich ins Produktionsstudio muss, um den Dreharbeiten für meinen Werbespot beizuwohnen.
Heute lege ich zwischen den beiden Terminen eine sportliche Einheit ein. Wenn ich in Fort William bin, nehme ich gerne die einsameren Pfade abseits des Great Glen Ways, der parallel zum Nevis River verläuft. Ich liebe es, wenn meine Muskeln stöhnen, meine Oberschenkel wie Feuer brennen und ich mich bis zur Erschöpfung verausgaben kann. Am liebsten an frischer Luft und am liebsten rund um den Berg Ben Nevis. Und bevorzugt allein.
Bis auf heute.
»Huch?« Die Reporterin hinter mir reißt mich aus meinen Gedanken.
Geistesgegenwärtig greife ich ihren Arm und verhindere so, dass sie fällt.
»Vorsichtig«, sage ich. »Das Moos hier oben ist immer etwas feucht.«
»Wie lange sind wir noch unterwegs?«, will sie genervt wissen.
»Gleich haben wir einen Aussichtspunkt am Nevis River erreicht, dort legen wir eine Pause ein, Sie stellen mir Ihre letzte Frage und in weniger als zehn Minuten werden Sie an Ihrem Auto auf dem Parkplatz sein.«
»Na prima, das wird auch Zeit.«
»Sie wollten ein sofortiges Interview, wenn ich Sie daran erinnern darf.«
Obwohl ich ihr einen Termin in vier Wochen angeboten habe, hat sie fast darum gebettelt, mich zu begleiten. Auf Nachfrage hat sie zugegeben, ihr Chefredakteur hätte ihr das Messer auf die Brust gesetzt. Entweder sie liefert in drei Tagen einen Bericht über eine lokale Persönlichkeit ab oder sie kann gehen. Ich bin kein Unmensch und möchte einer jungen Frau nicht eine mögliche Karriere verbauen. Also habe ich meine Joggingeinheit in einen Spaziergang umgewandelt und ihr dabei Fragen zur Entstehung meiner Firma DrakenSpears beantwortet.
Wir sind da.
»Endlich!« Keuchend stützt sich Miss Butler mit einer Hand an der kühlen Oberfläche eines fast mannshohen Felsbrockens ab, in der anderen hält sie das Mikro. Sie ist jung, vielleicht zwanzig, also gerade mal 8 Jahre älter als meine Tochter April. Miss Butler muss sich beruflich noch bewähren. Und ganz offensichtlich ist Sport oder sogar regelmäßige Bewegung an frischer Luft nicht ihr Ding.
Nicht ihr Ding … Ich lächle. Das ist so ein Satz meiner Tochter, den ich übernommen habe.
Ich warte, bis Miss Butler wieder tief durchatmen kann, und lasse meine Blicke schweifen. Von hier bietet sich eine traumhafte Aussicht auf die weichen Hügel der schottischen Highlands, den Loch Linnhe und die Bergkämme auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Dieser Blick nimmt mich jedes Mal aufs Neue gefangen.
Fast zucke ich zusammen, als plötzlich das Mikro vor meinem Gesicht auftaucht.
»Mr. MacLean, eine letzte Frage: Ihre Firma hatte in den Anfangszeiten große Probleme, wie auch Ihre Ehe. Besteht da ein Zusammenhang zwischen drohendem Konkurs, dem Absprung Ihres Kompagnons und Ihrer Scheidung? Und bitte verraten Sie mir, wie Sie auf die Idee dieses doch recht ungewöhnlichen Firmennamens kamen?«
»Das sind zwei Fragen, Miss Butler.« Ich lächle sie leicht säuerlich an. »Die erste werde ich Ihnen beantworten. Jede Firma kann zu Beginn Startschwierigkeiten haben. Wie Sie jedoch sicher wissen, ist das bereits über acht Jahre her. Mein damaliger Freund war an der Gründung beteiligt, bekam jedoch kalte Füße. Meine Firma ist mittlerweile …«
»… weltweit bekannt. Sie haben DrakenSpears zu einer exklusive Marke im Bereich Outdoorkleidung und Produkte entwickelt.« Sie strahlt mich an. »Und Sie sind inzwischen einer der vermögendsten Männer Schottlands.«
»Fein, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.« Ich sehe auf die Uhrzeit meiner Smartwatch und nicke Miss Butler anschließend zu. »Danke für das ungewöhnliche Interview. Ich bringe Sie zu Ihrem Auto, damit Sie sich nicht verlaufen.« Ich gehe voraus, sie folgt mir.
»Aber ich …« Ihre Stimme klingt weinerlich. »Die letzte Frage wäre sehr wichtig, Mr. MacLean. Mein Chef …«
»Ich verstehe, aber das ist eine private Angelegenheit.«
Sie tut mir leid, aber niemanden geht es etwas an, warum meine Firma so heißt, wie sie heißt. Außerdem ist es immer ein gutes Marketingmittel, wenn die Leute rätseln. Einige waren schon ganz nah dran. Dabei ist das Geheimnis nichts Besonderes – nur eben sehr privat. Und ich trenne Berufliches und Privates strikt, wenn es möglich ist. Zudem habe ich wenig Lust, darüber zu reden, denn das würde alte Wunden aufreißen. Und ich versuche alles, nicht mehr an Aprils Mum zu denken, die mich und ihre Tochter verlassen hat. Es ist bereits zehn Jahre her. Doch immer noch schmerzt es mich, dass April ohne ihre Mum aufwächst.
Kann ich mich jemals dazu überwinden, eine neue Frau in mein Leben zu lassen?
Diane ist die perfekte Frau für mich gewesen. Schön, kultiviert, sanft. April hat ihr blondes Haar von ihr – und ihre blauen Augen. Doch sie ist absolut anders als Diane. Und ich will und sollte mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen.
Allerdings ist mein Alltag durchgetaktet, ich hetze von einem Meeting zum nächsten, und in meiner knappen Freizeit versucht die Damenwelt, mich zu erobern. Gelegentlich schafft es eine, mich in ihr Bett zu ziehen … oder auf den Rücksitz einer Limousine. Zu mir nach Hause nehme ich keine mit, denn dort wartet jeden Abend April auf mich. Meine Tochter ist mir wichtiger als alles andere. Manchmal frage ich mich, ob ich jemals in der Lage sein werde, mich wieder zu verlieben. Vielleicht wenn April erwachsen ist. Vielleicht …
Wir sind unten angekommen. Miss Butler startet einen letzten Versuch. »Hat der Name Ihrer Firma vielleicht etwas mit …«
»Miss Butler … Bitte sehen Sie ein, dass ich Ihnen genauso wenig diese Frage beantworten werde wie allen anderen. Ihr Chef wird das verstehen und Sie nicht rauswerfen. Schließlich haben Sie ein exklusives Interview mit mir in der Tasche.«
Sie seufzt zentnerschwer auf und steigt in den Wagen. Auf dem Absatz mache ich kehrt, zurück zum Great Glen Way. Wenn ich die steile Abkürzung Richtung Fort William nehme, bin ich in etwa zwanzig Minuten in meiner Villa. So komme ich heute doch noch zu meiner ersehnten Sporteinheit, die mich so anstrengen wird, dass kein Platz mehr für Gedanken ist.
Und mein Tag ist noch nicht beendet. Auch heute werde ich wenig Zeit für April haben. Wenn der Dreh im Kasten ist, wird es sicher Abend sein und sie bereits im Bett liegen.
Oben auf der Kuppe angekommen, atme ich tief durch. Plötzlich fällt mir ein, es sind Schulferien. April darf länger wach bleiben. Freudig nehme ich die letzte Etappe nach unten in Angriff. Ich beschließe, mir ab sofort mehr Zeit für meine Tochter zu nehmen, mich die nächsten Tage irgendwie freizuschaufeln und mit April einen Ausflug zu machen. Vielleicht zur Isle of Skye. Mehr als ein verlängertes Wochenende ist jetzt zur Saison einfach nicht drin.

Liebesroman 2021 Schottland HighlandZum Roman

Ich hoffe, der Anfang des Romans hat dir gefallen, und du bist jetzt neugierig, wie es weitergeht.

Deine

Jo Berger Bestseller Liebesromane


Hier geht es zum Roman