Epilog
»Du hast was?!« Blitzartig drehte ich mich auf dem Fahrersitz um. Das glaubte ich jetzt nicht!
»Na ja, das lag irgendwie auf der Hand. Und schließlich musste ich ja auch den Auftrag meiner Schwester erfüllen. Also warum nicht mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.« Er lenkte den Wagen auf die Landstraße und ich konnte vor Aufregung kaum stillsitzen. »Das Haus ist innen wunderschön, alter Dielenboden, Stuck an den Decken, sogar die ursprünglichen Fliesen in der Küche im Erdgeschoss sind gut erhalten. Und du solltest erst den Garten sehen.«
»Den Garten …«
»Ja, er ist riesig, das denkt man nicht, wenn man vor dem Haus steht. Meine Schwester hätte gerne die Dachwohnung mit der Gaube. Ich denke, ich nehme die Wohnung im Erdgeschoss, und Lorena kann in der Mitte wohnen bleiben. Was sagst du dazu?«
Nichts. Ich bekam keinen Ton heraus. Hatte er gerade gesagt, dass er nach Wolkenbusch zieht? Schließlich fand ich meine Sprache wieder.
»Äh …«
»Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.«
„Ich … was sollte ich … Nein, natürlich habe ich nichts dagegen!“ Das musste sich erst einmal setzen.
»Och nein …«, sagte er plötzlich in meine Gedanken hinein, die sich in meinem Kopf überschlugen.
»Was?«
»Da vorne tuckert ein Düngerwagen.«
»Ja, die fahren hier gelegentlich rum, wir sind auf dem Land. Wenn die Bauern düngen, dürfte es bald Regen geben. Er wird sicher gleich aufs Feld abbiegen.« Ich ließ das Fenster hinab und schnupperte. Tatsächlich, es roch leicht nach Kuhstall und die Luft war irgendwie … schwer. Vielleicht hatte das meine Oma gemeint mit, sie könne den Regen kommen riechen.
Plötzlich gab es einen Ruck. Sam hatte abrupt abgebremst. Erschrocken blickte ich nach vorne und sah Niklas Cabrio aus einem Seitenweg schießen. Spontan hielt ich die Luft an.
»Puh …! Der hat ja einen Fahrstil …« Sam blies die Backen auf.
»Was ist denn in den gefahren? «
Langsam fuhren wir weiter. Nicht so Niklas. Der raste, als wäre er auf der Flucht und setzte zum Überholen an.
»Himmel! Ist der bekloppt?«, zischte Sam, und ich schlug eine Hand vor den Mund. Sah Niklas den Laster nicht, der uns auf der Gegenfahrbahn entgegenkam? Aktuell befand sich der LKW fast auf gleicher Höhe mit dem Düngewagen.
Im letzten Moment schien Niklas die Gefahr zu bemerken. Ich sah, wie er das Lenkrad herumriss. Ausgerechnet in dem Moment blinkte der Wagen mit der Gülle an Bord und bremste ab. Ich schrie auf. Dann krachte die Schnauze des Cabrios an den Arsch des Tanks. Alles blieb stehen. Der Düngewagen, wir, und logischerweise auch das Cabrio. Nur der Laster fuhr laut hupend weiter.
Niklas schraubte sich in seinem Sitz empor und die Frau, die ich jetzt deutlich als Leticia erkannte, drosch mit der Handtasche auf ihn ein.
»Puh, zum Glück ist nichts passiert«, sagte ich erleichtert.
Sam nickte, warf einen Blick in den Rückspiegel und setzte den Blinker. Schnell legte ich meine Hand auf seinen Arm. »Warte!« Ich hatte so ein komisches Gefühl …
»Aber …«
In diesem Moment schien sich am rückwärtigen Ende des Düngewagens ein Ventil zu öffnen. Ich schlug beide Hände vor den Mund und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Das, was eigentlich auf das Feld sollte, verteilte sich spritzend über das Cabriolet, Niklas und Leticia, die jetzt wie von Sinnen kreischte und aus dem Auto stolperte.
»Ach du Scheiße!«, hauchte ich zwischen den Fingern hervor.
»Im wahrsten Sinne des Wortes«, sagte Sam, setzte erneut den Blinker und fuhr schmunzelnd und in einem etwas größeren Bogen an der Unglücksstelle vorbei. »Irgendwann bekommt jeder das, was er verdient. «
Grinsend schloss ich das Fenster.
~ Ende ~
Liebe Leserin, Lieber Leser!
Ich hoffe, der Roman hat Ihnen gefallen, und Sie konnten für eine Weile eintauchen in Wolkenbusch.
Über eine Meinung zu diesem Roman würde ich mich sehr freuen. Denn – jeder Autor wächst mit Kritik und verbessert sich stets weiter. Außerdem freue ich mich sehr, wenn meine Geschichten Herzen berühren und vielleicht auch ein bisschen zum Lachen bringen.
Ihre Jo Berger
Hier eine Bewertung abgeben