Dear Mr. Stranger – Verliebt in einen Fremden

Der neue Liebesroman von Bestseller Autorin Jo Berger

Erschienen: Februar 2020, Seitenanzahl: 316

erhältlich als Ebook, Taschenbuch und gratis im Kindle-Unlimited-Abo

Leseprobe

Leseprobe Neu Bestseller Liebesroman 2020 Stranger Jo Berger

Am nächsten Morgen stehe ich in Louises Arbeitszimmer und schreibe ihre Anweisungen auf. Von Zeile zu Zeile wird mir klar, dass eine Menge Arbeit auf mich wartet. Es ist nicht nur das Kochen und der Haushalt, nein, ich soll sie auch auf diverse Veranstaltungen begleiten und mich in gehobener Konversation üben.

»Das ist nicht der Jahreseinkaufsplan, oder?«, erkundige ich mich zwischendurch.

»Mitnichten, Liebes. Das hier ist nur der Wochenplan. Matilda und ich haben ihn ausgearbeitet. Vermutlich werden Sie anfangs Schwierigkeiten haben, in Matildas Fußstapfen zu treten, aber das wird schon«, sagt sie und geht aus dem Zimmer.

»Wie motivierend«, murmle ich und trotte ihr nach.

»Überraschungen sind nicht so Ihr Ding, oder?«, frage ich.

Das Öffnen der Türen gehört ab sofort zu meinen Aufgaben. Eine freundliche und unbewegte Miene aufzusetzen, wird von meiner neuen Chefin Louise Jones erwartet. Also eile ich zur Eingangstür, ziehe sie auf – und schlagartig sind alle Vorsätze vergessen.

Der Mann vor mir haut mich auf der Stelle aus den Sneakers. Ich muss den Kopf heben, um ihn anzusehen.

»Ja, bitte?«, krächze ich.

Er nickt mir freundlich zu. »Ich bin Lady Jones’ Sohn. Hallo. Sie sind die Neue? Würden Sie mich freundlicherweise hereinlassen?«

»Ja, natürlich … Klar. Verzeihung.«

Seine Schultern sind so breit, dass mir die Frage durch den Kopf schießt, ob er überhaupt durch die Tür passt.

Irritiert und mit hochrotem Kopf öffne ich die Tür weiter, und der Bär von Mann geht an mir vorbei in den Flur. Er duftet nach Kaffee und herbem Rasierwasser, trägt einen anthrazitfarbenen Blazer, darunter ein schwarzes Hemd und Jeans. Die oberen drei Knöpfe des Hemdes sind geöffnet und ich riskiere einen kleinen Blick auf seine muskulöse, glatte Brust. Meine Wangen beginnen zu glühen. Hastig schließe ich die Tür und starre verlegen auf den Boden.

Louiseumfasst sein Gesicht mit beiden Händen, zieht es zu sich hinunter und küsst ihren Sohn zweimal auf jede Wange.. »Wie schön, dass du mich besuchst. Mit dir habe ich heute überhaupt nicht gerechnet!«

Der Mann ist um fast zwei Köpfe größer als sie und in seinen muskulösen Armen wirkt die zierliche Dame wie ein Porzellanpüppchen.

Ich stehe ein bisschen verloren dabei, entschließe mich in die Küche zu gehen, da dreht sich Louise zu mir um.

»Darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen? Summer – Luke. Luke – Summer, mein neuer Engel.«

»Hi, Summer. Schöner Name. Erinnert mich irgendwie an eine Jahreszeit.«

Seine Stimme hat einen angenehmen, weichen Bass. Das gefällt mir. Was mir allerdings nicht gefällt, ist der amüsierte Zug um seine Lippen und der Spruch mit meinem Namen. Es ist ja nicht so, dass ich den selten höre.

»Was Sie nicht sagen«, rutscht es mir spontan und etwas zu schnippisch heraus.

Attraktiver Typ hin oder her. Der Mann hat sich mit seinem abgedroschenen Spruch nicht gerade beliebt bei mir gemacht. Aber solche Typen sind wichtig für die Entwicklung von Frauen. Leider. Sie selbst lernen nichts draus, weil sie zu oberflächlich und selbstverliebt sind. Aber wir Frauen machen dadurch Evolutionssprünge.

Trotzdem kann ich nicht anders, als ihn fasziniert anzusehen. Er hat die gleichen eisblauen Augen wie Louise. Ebenso die Denkerstirn und die vollen, schön geschwungenen Lippen. Im Vergleich zu Louises charismatischer Aristokratennase ist seine Nase etwas breiter, die Nasenspitze ein bisschen schief, was seinem Gesicht aber nur noch mehr Ausstrahlung verleiht.

Angestrengt bemühe ich mich, den bevorstehenden Schluckauf zu unterdrücken. Keine Chance.

»Hicks.«

Mist!

So viel zum Thema gehobene Konversation. Ich will sofort im Boden versinken. Doch dieser Luke lächelt mich einfach nur an. Okay, leicht amüsiert und überheblich zwar, aber er lächelt. Im Normalfall würde ich ihn mit einem Spruch stehen lassen. Aber meine aktuelle Lage ist nun mal nicht normal, und ich bin nicht zu Hause in den Bergen in meinem Dorf, sondern in einer Großstadt am Meer in einer supernoblen Villa.

Louise unterbricht den peinlichen Moment der Stille.

»Gehen wir hinein. Summer, bring uns bitte eine Karaffe Wasser. Du weißt ja, wo du sie findest.«

»Sehr wohl – Hicks –, Louise«, nuschele ich und folge den beiden durch den Eingangssalon.

Dabei begutachte ich Lukes Rückseite. Was für ein Kreuz! Würde er in einem Actionfilm an der Seite von Vin Diesel spielen, würde sexy Vin wirken wie an einen Baseballschläger gelehnter Bleistift.

Im Gehen hakt sich Louise bei ihrem Sohn ein und steuert das Lesezimmer an. »Warum hast du nicht angerufen? Du weißt doch, dass ich solche Spontanitäten nicht ausstehen kann! Ich habe noch nicht einmal etwas Gebäck, das ich dir anbieten kann.«

»Das macht doch nichts, Mom«, sagt er und lächelt sie zärtlich an.

Sie setzen sich auf das edle Ledersofa, auf dem ich gerade erst das eigenartigste Bewerbungsgespräch meines Lebens geführt habe. Louise sitzt eng neben Luke und hat ihren Arm nach wie vor bei ihm untergehakt.

»Wann lernst du nur, dich anzukündigen? Ich …«

»Mom, es ist alles gut. Ich bin wegen dir hier und nicht wegen Gebäck oder Kuchen.«

In der Küche habe ich endlich den fiesen Schluckauf im Griff. Zuerst kühle ich meine Handgelenke mit kaltem Wasser und trockne sie ab. Anschließend fülle ich eine Karaffe mit Leitungswasser, stelle sie zusammen mit zwei Gläsern auf ein silbernes Tablett und gehe wieder hinein.

Als ich höre, was Louise sagt, unterdrücke ich ein Kichern.

»Junge, du wirst immer dünner…«

Dünner? Wie hat er denn vorher ausgesehen? Der Kerl ist bis zum Anschlag durchtrainiert und hat Oberarme, die mal hätten Oberschenkel geben sollen. Dünner … Diese Feststellung ist wohl der typischen Fürsorge einer Mutter geschuldet. Meine eigene lässt ähnliche Sprüche los. Nur bei mir ist es Blässe, Stumpfheit der Haare oder ganz allgemein die Körperhaltung, die darauf hindeutet, dass es mir nicht gut geht.

Ich stelle die Gläser auf den Tisch und und schenke wortlos ein. Dabei spüre ich überdeutlich Lukes Blick auf mir liegen. Meine verfluchten Wangen werden schon wieder heiß.

Und jetzt spricht er mich auch noch an.

»Und, wie gefällt es Ihnen hier?«

»Super! Ich finds … Ich fühle mich ausgesprochen wohl.«

Louise deutet auf das gegenüberliegende Sofa. »Setzen Sie sich zu uns, Summer. So penibel sehe ich das mit dem Personal nicht.«

Dieser Luke macht mich nervös. Ich atme tief durch, um zu verhindern, dass ich Schluckauf bekomme. Dann setze ich mich, schlage die Beine übereinander und umfasse mit den Händen mein Knie.

»Und was machen Sie so?«, spreche ich Luke an.

»Ich bin Versicherungsvertreter.«

Eine Sekunde lang starre ich ihn an, dann pruste ich los.

Louise und Luke sehen mich konsterniert an. Ich beiße mir auf die Lippen, kann mich aber nicht zusammenreißen.

»Darf man fragen, was daran so komisch ist?«, fragt Luke und hebt dabei eine Augenbraue. Gott, selbst das sieht sexy aus. Versicherungsvertreter … Ja, ist klar.

»Och, nichts.« Doch dann kann ich mal wieder meine Klappe nicht halten. »Ich meine, kommen Sie schon. Sie könnten locker die Rolle von Vin Diesel in Fast & Furios einnehmen. Okay, bis auf die Haare, die wären zu viel. Oder die Rolle von dem Kerl in Bodyguard, der Whitney Houston gerettet hat. Mir fällt der Name nur nicht ein.«

»Kevin Costner«, hilft Louise mir auf die Sprünge.

»Danke. Genau der. Sorry, aber Sie entsprechen nicht dem üblichen Bild eines …«.

»Versicherungsvertreters?« Luke scheint sich prächtig zu amüsieren.

»Das wollte ich sagen, ja.«

»Und wie kann ich mir einen Vertreter dieses Berufs vorstellen, wenn ich fragen darf?«

»Na ja, langweilig, dünn, grau. So ein Buchhaltertyp, und längst nicht so gut aussehend wie …« Ertappt halte ich inne. Habe ich das gerade tatsächlich ausgesprochen? Wie peinlich! »Ich meine, also, Sie wissen schon. Nicht gut in dem Sinne von … gut. Nein, nicht ganz richtig. Was ich sagen wollte, ist …« Seufzend zucke ich die Schultern. Ich rede mich um Kopf und Kragen.

Louise lächelt verschmitzt. »Sie wollten sicher zum Ausdruck bringen, dass ein Großteil der männlichen Vertreter in der Versicherungsbranche einem Typ Mann zugeordnet werden kann, der sich pauschal mit langweilig umschreiben lässt, und Sie finden meinen Sohn alles andere als das?«

Ich blase die Backen auf. »Volltreffer, Lady. Oh, ich meine: Das haben Sie außerordentlich treffend beschrieben.«

Loch, tu dich auf, ich will in dich reinfallen.

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