Es war der Bonobo und nicht die Schlange
Eines vorweg: Die Schöpfungsgeschichte wird in keiner Weise angezweifelt. Nur der Umstand, ob und wie Adam zum Apfel kam, ist doch recht umstritten.
Könnte es nicht so gewesen sein – also ich meine, rein theoretisch?
Es war heiß, wolkenlos und Adam hatte seine schweißtreibende Aufgabe des Benennens aller Tiere in seiner Umgebung abgeschlossen und suchte unter dem dichten Blätterdach einen Baumes Schatten.
Fasziniert verweilte er zwei bis zwanzig besinnliche Momente bei den Bonobos, die sich auf seltsame Art und Weise miteinander beschäftigten. Es war etwas, das man heute als sexuelle Interaktion kennt. In Adam pulsierte spontan eine sich keimhaft infizierende Lust. Fieberhaft sprang er auf und eilte zu Eva, um ihr von seiner Beobachtung zu erzählen.
Unterwegs musste er zugeben, dass er sich nicht imstande sah, die passenden Worte für das Treiben der menschenähnlichen Tiere zu finden. Bei Eva angekommen ließ er sodann ohne Worte Taten folgen. Und nicht nur Eva bereitete es großes Behagen, was Adam ihr zeigte. Entzückt pries sie jubelnd den Herrn. Mehrfach.
Dem Herrn allerdings gefiel diese den einfachen Tieren zugetane Tätigkeit keineswegs. Er sah grimmig hinab zu Adam, der ihm so ähnlich war. In der Folge traf sein empörter Blick auf das verführte Weib.
»Lasset ihr künftig voneinander ab?«, wollte der Herr von Eva wissen.
»Ach … Äh, ich finde, es war ein sehr anregendes Spiel. Also nö, ich glaube nicht.«
Adam nickte zustimmend.
„Wie ihr wollt! Jetzt habt ihr ihn, den Sündenfall. Das muss ich bestrafen!“, donnergrollte der Herr und deutete auf den Baum der Empfängnis. An diesem sollten sie wachsen, die Menschlein, um nach neun Monaten reif gepflückt zu werden. Ohne lange zu fackeln, änderte der Herr seine Menschheitsplanung und umgehend gediehen köstliche Feigen an den Ästen.
Wenig später bezahlte Eva die Fleischeslust mit Menstruation und einige Wochen später mit einer Schwangerschaft. Darüber war nun wiederum Adam not amused und beschwerte sich lautstark beim Herrn, dass er einmal im Monat für mehrere Tage darben müsste und das ginge ja jetzt nun gar nicht und überhaupt wäre eine Frau nicht ausreichend. Was sollte er denn mit sich anfangen in dieser Zeit und in den langen Monaten von Evas Schwangerschaft?
Das verletzte Eva so sehr, dass sie ihrem Liebsten das Köstlichste darbot, was zu erreichen war: Eine Feige. Heute: der Apfel. Die arme Schlange hing dabei nur als Schmuck über ihren Schultern.
Auch heute möchten die Evas dieser Welt den „Herren der Schöpfung“ gefallen. Die Schlange hat demnach eine völlig andere Symbolik. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Die Adams dieser Welt darben nach wie vor ein mal im Monat, weil Eva immer noch die Schulden zurückbezahlt.
Aber die Feigen sind echt lecker. Und … Danke, Bonobo!
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